Fensterbilder – Kirchengeschichte

Die Apostelgeschichte: Auch dieses Fenster hat drei Szenen in einem Bild:

Links sehen wir, umgeben von anderen, einen Mann am Boden: Stephanus, den ersten unter den Christen, der wegen der Verkündigung der Botschaft von Jesus Christus sein Leben verloren hat. Viele Christen fliehen; aber wohin sie gelangen, verbreiten sie die Botschaft von Christus.

In der Mitte sehen wir eine Taufe. Philippus, einer der Apostel, der Jerusalem verlassen hat, begegnet einem Afrikaner, einem Minister der Königin von Äthiopien; … Der Afrikaner, von Gottes Wort ergriffen und zum Glauben gekommen, bittet spontan darum, getauft zu werden. Und Philippus tauft ihn – so kamen die Gute Botschaft von Jesus und der Glaube an Gottes Liebe nach Afrika.

Rechts: …  Die Jüngerin Tabita ist gestorben. Sie war eine Wohltäterin für viele Arme. Man ruft den Apostel Petrus. Unter Gebeten ruft er sie in der Kraft Gottes wieder ins Leben und gibt sie den Armen wieder.- Dreimal geht es um das Wirken der Kraft Gottes, des Heiligen Geistes, durch die Menschen, die Ihm vertrauen.

Von dem Mönch Franz von Assisi, für die katholischen Christen der heilige Franziskus, wird überliefert, dass er auch den Tieren gepredigt habe. …  Franz von Assisi hatte die Vielfalt, Schönheit und Tiefe des Lebens schätzen gelernt und dabei Sonne, Erde, Pflanze und Tier als Geschwister des Menschen, als Mitgeschöpfe, anerkannt. Unter dem Eindruck des Evangeliums von der Aussendung der Jünger und vom reichen jungen Mann war er, ein von Hause aus im Luxus lebender junger Mensch, zum Leben in der Nachfolge Jesu Christi bekehrt worden: zum dienenden und verkündigenden Leben in Armut. Viele folgten seinem Beispiel, Es entstand der Orden der Franziskaner….

Im Leben in der Armut wurde ihm durch das Wort Gottes auch alle Sinne geöffnet für ein ganz neues Verständnis der Natur als vom Menschen zu schätzende und zu liebende Schöpfung Gottes. Dieser Zuwendung zu den Mitgeschöpfen entsprach die Zuwendung zu den Mitmenschen, besonders den schwachen und leidenden.

Zwei Szenen in einem Fenster: mittelalterliches Mönchsleben, das damals … große Bedeutung hatte. Im linken Teil des Fensters sehen wir eine Gruppe von Mönchen um den Altar versammelt. Feste gemeinsame Gottesdienst- und Gebetszeiten gehörten zum klösterlichen Leben. …  Nichts soll dem Gottesdienst vorgezogen werden.

Da lässt sich argwöhnen, dass vor lauter Gebet Mönche zu vernünftiger Tagesarbeit nicht kamen. Dem war, wie man weiß, nicht so. Das Mönchtum war … auch ein Platz gründlicher Arbeit gewesen. Das Mönchsleben ist in starkem Maß auch Quelle abendländisch-christlicher Bildung, Kultur und Zivilisation gewesen. Im rechten Teil des Fensters sehen wir Mönche bei ihrer Arbeit: beim Studium der Literatur (nicht nur „frommer“), bei wissenschaftlicher Arbeit und bei der hohen Kunst des Schreibens, der wir die Überlieferung und Verbreitung vieler wertvoller Literatur vor der Zeit des Buchdrucks verdanken. Aber auch in der Landwirtschaft, in der Urbarmachung von Wildnis haben Mönche ihre anerkennenswerte Leistung erbracht.

„Ora et labora – Bete und arbeite“ war die Grundregel für das Mönchtum.

Drei kleine Szenen in einem Bild: Ganz links ein Mann in seinem Gehäuse, ein Mönch in seiner Zelle, mit Büchern auf der Bank, …in der Mitte sind zwei Männer mitten in der Stadt zu sehen, auf einem Platz mit Kirche und vielen Häusern im Hintergrund, im Gespräch miteinander …  und im rechten Teil erkennen wir einen Mann vor einer geschlossenen Tür, einen großen langen Zettel in der Hand, überlegend, ob er wohl wirklich tun soll, was er sich vorgenommen hat.

Die drei Szenen erzählen von Martin Luther. Links sehen wir ihn als Mönch in der Klosterzelle neben den Büchern … und Frage „Wie bekomme ich einen gnädigen Gott?“ …

Diese Erkenntnis des Evangeliums, der guten Botschaft von Gottes Liebe, hat er zunächst einzelnen weitergesagt und dann, im Kampf gegen den schlimmen Ablasshandel der damaligen katholischen Kirche, öffentlich verkündet mit den
95 Thesen und vielen anderen Schriften. Die rechte Szene erinnert an die Veröffentlichung der 95 Thesen an den Thesen-Anschlag an die Tür der Schlosskirche zu Wittenberg am 31. Oktober 1517.

Die Kraft der Verkündigung des Evangeliums wird auch in diesem kirchengeschichtlichen Fenster dargestellt. … Die großen Entdeckungen anderer Erdteile und neuer Völker waren zeitgleich mit der Reformation in Europa geschehen….

Das Fenster zeigt links Deutschland in der Gestalt einer Burg wie der Wartburg und einer Stadt mit Kirchen wie Eisenach als Ausgangspunkt der Mission. Rechts ist in der Gestalt eines evangelischen Pfarrers ein Missionar bei den Bewohnern eines fernen Landes zu sehen. In der Mitte die Fluten und Wellen des Meeres, das der Missionar mit dem Schiff überwunden hat,  um zu den Bewohnern des fernen Landes zu kommen. Das Evangelium gelangt zu den Menschen aller Rassen und Hautfarben, Kindern und Erwachsenen. Die Gesichter der Menschen zeigen, dass das Evangelium auf viel Skepsis stößt und nicht überall gleich Glauben findet.

Zu sehen sind die von Industrie und Handwerk geprägte Stadtwelt und das von landwirtschaftlicher Arbeit bestimmte Leben auf dem Land und die jeweils dazu gehörigen Menschen. In beiden Bereichen – in der Stadt und auf dem Land – ist jeweils eine Kirche zu sehen. … Die Kirche im Dorf und die Kirche in der Stadt – in beiden sehr unterschiedlichen Lebensbereichen muss die Kirche präsent sein mit der Botschaft Jesu Christi und mit ihrem Dienst für die verschiedenen Menschen. Das ist ihre Aufgabe um Gottes und der Menschen willen.

Denn die Menschen in unserer deutschen und europäischen Welt brauchen weiterhin wie die Menschen in den Ländern jenseits der Meere die Verkündigung des Evangeliums. Das ist wohl die Bedeutung dessen, dass die Menschengruppe am linken Rand des Fensters auch dem Missionar zuhört wie die Menschen jenseits der Meere. Hier wie dort ist es ein und dasselbe Evangelium, das die einen wie anderen Menschen hören und auch zu ihrem Heil und Wohl hören müssen.

Dieses Fenster zeigt den neben der Verkündigung in Gottesdienst und Predigt traditionellen Dienst der Kirche für die Menschen. Auch in der heutigen Welt, wie sie in der Mitte mit moderner Kirche und Autoverkehr dargestellt ist, sind Taufe, Trauung und Seelsorge für Menschen in Not ein Kernstück kirchlicher Arbeit.

Ganz links ist eine Mutter zu sehen, die ihr Kind zum Pfarrer, gemeint ist: zur Taufe bringt. Daneben ist der Pfarrer mit der Trauung eines Paares beschäftigt. Und rechts im Bild …begegnet der Pfarrer – gemeint ist die Kirche – den Menschen in seelischer und körperlicher Not segnend und helfend.

Dieses Fenster ist geprägt von dem, was das 20. Jahrhundert schrecklicherweise auszeichnet: Krieg. Zwei Weltkriege und viele regionale Kriege in fast allen Teilen der Welt haben die Völker der Erde gegeneinander geführt – einen immer noch grausamer als den vorherigen, angeblich für hohe Ideale. Dieses Fenster zeigt die brutale Wahrheit und Wirklichkeit des Krieges: links im Bild die entsetzten und fliehenden Menschen, meist Frauen; in der Mitte die Panzer und über den durch Beschuss und Bombardement zerstörten Häusern der Stadt das alles vernichtende Feuer. Rechts am Bildrand sind Hügel mit Kreuzen zu sehen – Hinweis auf die Toten, auf Massengräber.

Menschen, die alles besser wissen wollen als Gott, Menschen, die sich an Gottes Stelle setzen und über Tod und Leben anderer Menschen eigenmächtig entscheiden, richten solche Zerstörung des Lebens an.

Auch dieses Fenster, das vorletzte, ist durch die Menschen am linken Rand, die zu denen am rechten Rand des vorherigen Fensters gehören, mit diesem verbunden.

Menschen kommen zu denen hinzu, die schon am Ziel sind. Das Wichtigste sind in diesem Fenster nicht die Menschen. Die gelb-orange leuchtende Sonne, das Licht Gottes, bestimmt das Bild: sie erhellt und erleuchtet alles und alle. Die schwarze Finsternis ist überwunden. Es ist kein grelles, sondern ein warmes, einladendes Licht. In seinem Schein, in der von Gott ausgehenden Liebe, kommen die Menschen aus allen Richtungen zusammen.